Montag, 22. April 2024, 19:30 Uhr

«Les Trois Mains»
Bach · Händel · Rameau
Cristiano Gaudio, Cembalo

Drei Namen ragen aus dem Klavierrepertoire des frühen 18. Jahrhunderts heraus: Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach und Jean-Philippe Rameau. Musiker mit einem vielseitigen künstlerischen Profil und von unbestreitbarer historischer Bedeutung, waren alle drei fast Zeitgenossen. Auch die für dieses Konzert ausgewählten Kompositionen sind zeitgenössisch: Im Mittelpunkt des Programms stehen drei monumentale Cembalowerke aus den 1720er Jahren, die alle drei in Form von Suiten geschrieben wurden. Die Suite, eine Abfolge von Tanzsätzen, die zunächst im französischen Sprachraum entstand und sich dann in ganz Europa verbreitete, gehörte zu den beliebtesten Instrumentalgattungen im 17. und 18 Jahrhundert.

Das Eröffnungsstück ist das einzige, das nicht dieser Gattung angehört. Es handelt sich um eine Ouverture für Orchester (aus der Oper „Theseus“ von 1713), die Händel für Tasteninstrumente transkribiert hat und die in einem Manuskript von 1722 erhalten ist, das als „The Earl of Malmesbury’s Collection“ bekannt ist. Diese Ouvertüre beginnt mit der üblichen Abfolge von Largo(Surpointé à la française) und Allegro (imitativ), gefolgt von einem Lentement und einem abschliessenden Allegro mit Fugato-Charakter, das thematisch-melodisch grosszügiger als das erste ist.

Diese Opernouvertüre – eher theatralischer denn choreografischer Natur – bildet den Auftakt zu einer Reihe von Suiten, die das Rückgrat des Programms bilden. Die erste Suite von Händel wurde 1720 in London veröffentlicht. Eine Suite mit einer ungewöhnlichen Struktur: Sie besteht aus vier Sätzen (Adagio, Allegro, Adagio, Allegro) und scheint vielmehr die Form der Sonate des 18. Jahrhunderts widerzuspiegeln. Die Einzigartigkeit dieser kompositorischen Wahl wird im eröffnenden Adagio bestätigt, einer blumigen Arie im italienischen Stil, bei der die melodische Linie permanent der rechten Hand und die Begleitung der linken Hand anvertraut ist. Den Höhepunkt dieser Suite bildet bezüglich Virtuosität und inhaltlicher Komplexität das abschliessende Allegro, eine Fuge, in der Händel das Kantable des italienischen Stils mit der kontrapunktischen Kunst der deutschen Tradition in vollkommenster Weise verbindet.

Es folgt Bachs Englische Suite Nr. 3, die zwischen 1717-1723 in Cöthen entstand. Aufgrund seiner kompositorischen Raffinesse stellt das Werk eine doppelte Herausforderung für den Interpreten dar, der die Balance zwischen Virtuosität und Stil-Kenntnis finden muss. Stilistische Einflüsse einer rein italienischen Matrix sind hier zu finden – das eröffnende Prélude erinnert an die Orchestrierung eines italienischen Konzerts, die Gigue an die neapolitanische Tarantella – sowie charakteristische Elemente des französischen Stils, die in der Courante, der Sarabande (mit ihren Agréments) und den beiden Gavottes zu finden sind.

Das Programm schliesst mit einer Auswahl von Sätzen aus Rameaus zweiter Suite in a-Moll, einem Meilenstein der Cembaloliteratur, 1727 in Paris veröffentlicht. Sie ist zweifellos die bekannteste Suite unter den Pièces de Clavecin. Das Werk verbindet die typischen Stilmerkmale der französischen Musik mit Rameaus unverwechselbarer Persönlichkeit, die in einem spätbarocken, nahezu galanten Stil zusammengefasst ist.

Auf die typischen Suitensätze Allemande, Courante und Sarabande folgen Charakterstücke: die Fanfarinette (Diminutiv von fanfaronne, dt. „Angeber“) mit ihrem leichten spielerischen Geist und das extravagante Les Trois Mains, in dem Rameau in der virtuosen Abfolge von Überkreuzungen der Hände, Lagenwechseln und Arpeggien die Illusion vermittelt, als verfüge der Spieler über eine dritte Hand.

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Programm

Künstlerische Leitung: Thomas Ragossnigwww.thomasragossnig.ch